Kinder erleben die Natur,

ohne Abenteuer im Lebendigen gehen die Glanzmomente der Kindheit verloren.

Jeden Donnerstag ist Waldtag, unabhängig vom Wetter, außer bei Gewitter und Sturm. Das heißt, dass alle Kinder, die mit uns in den Wald gehen möchten bis 7.45 Uhr im Kindergarten sein müssen. Sie gehen dann wetterfest gekleidet und begleitet von zwei Erzieherinnen in den Wald. Der Bollerwagen ist beladen mit Sitzkissen, 1. Hilfe-Tasche, den Frühstückstaschen der Kinder, Getränken, Ersatzkleidern, Handy, Schnitzmessern, dem Waldbuch, etc. Wir verbringen den Vormittag im Wald mit beobachten, klettern, balancieren, matschen, laufen, über und in Gräben springen, Höhlen bauen, sehr viel reden und erzählen, fragen und erklären, forschen und informieren.

Um ca. 11.45 Uhr sind wir wieder im Kindergarten.

Die Waldtage sind aus versicherungstechnischen Gründen mit dem zuständigen Gesundheitsamt und dem Gemeindeunfallverband abgesprochen.

Emotionale Entwicklung und soziales Lernen

Die Kinder erleben den Wald in einer Gruppe von Menschen mit dem gleichen Interesse an Umwelt und Natur.Im Laufe der Zeit ergibt sich für einige Kinder eine kontinuierliche Teilnahme an den Waldtagen, sie erleben ihre eigene körperliche und geistige Entwicklung. Durch Reflektion und Austausch wird ihnen bewußter, welche Fähigkeiten sie entwickeln oder schon entwickelt haben.

Die begleitenden Erzieherinnen nehmen im Wald eine ganz andere Rolle ein, sie sind mehr ein Teil dieser Waldgruppe, zeigen oft dieselbe Begeisterung und Freude, dieselbe Neugier und das gleiche Erstaunen über das Leben im Wald wie die Kinder.

Entwicklung kognitiver Fähigkeiten und der Freude am Lernen

Die Tage im Wald bieten den Kindern die Möglichkeit eines anderen Lernens, sie nehmen andere Dinge wahr, der Raum zum Lernen ist vielfältiger und grösser.

Um den Lebensraum „ Wald„ zu begreifen, braucht es viele Begegnungen und Exkursionen. Der Wald spricht die Kinder in vielen Bereichen an, es geht um Wahrnehmung, Bewegung, Denken und Begreifen, Sprache, Gefühle, Verantwortung, Natur- und Umweltschutz, aber auch darum, den Wald zu geniessen und Spass und Freude zu empfinden.

Mathematisches Grundverständnis

Der Tag im Wald bietet auch eine Auseinandersetzung mit Mengen, Distanzen, Abständen, Höhen, Tiefen, Muster, Zuordnungen, etc. Beispiele sind:

Stöcke und Zweige sammeln und überlegen, wieviele noch gebraucht werden, wie lang und wie dick sie sein müssen, um z.B. eine Hütte zu bauen.

Wie hoch ist der Baum, kann ich hinaufklettern?

Wie weit sind die Zweige auseinander, tragen sie mich?

Wie weit ist es vom Frühstücksplatz zum Kolk, wieviel Zeit brauchen wir für den Weg?

Kann ich über den Graben springen, wie tief und wie breit ist er?

Welche Blätter gehören zusammmen und zu welchem Baum gehören sie ?

Ästhetische Bildung

Die Kinder nehmen den Wald mit allen Sinnen wahr.Sie riechen den modrigen Waldgeruch; sie fühlen, wie weich Moos ist, wie verschieden sich die Rinde der Bäume anfühlt; ist der Waldboden feucht, nass oder trocken?; auf welchem Boden laufen wir?

Während der Bewegung im Wald über Steine, Stöcke und Zweige brauchen die Kinder ihren Gleichgewichtssinn, das Fallen und das wieder Aufstehen gehören im Wald dazu.

Die Raum-Lage- Wahrnehmung ist durch Bäume, Büsche und Gräben ständig gefordert.

Natur und Lebenswelt

Die Begegnungen mit und in der Natur erweitern und bereichern den Erfahrungsschatz der Kinder. Es ist wichtig, das Kinder Natur im Zusammenhang, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere kennen lernen.

Ein Ökosystem wie der Wald bietet sich zum Betrachten, Sammeln, Beobachten und Staunen an, es regt die Phantasie an und ermutigt zum Forschen und Fragen.

Umweltbildung gründet in der Liebe und Bewunderung zur Natur, denn was geliebt wird, wird auch geschützt. ( siehe Orientierungsplan des Landes Niedersachsen )

Körper- Bewegung- Gesundheit

Ein Vormittag im Wald fordert. Ausdauer und die Bereitschaft zur Bewegung in vielfältiger Art und Weise sind wichtig. Ein Tag im Wald bietet viele spannende Momente, aber auch die entspannenden Momente sind sehr wichtig, wie z.B. das Frühstücken im Wald; sich hinlegen mit Blick in die Baumkronen; das leise Beobachten von Tieren; der umfangreiche Austausch über Gesehenes und Erlebtes; genaues Hinhören bei den Geräuschen im Wald.

Der Wald fordert die Bewegungsfreude der Kinder, sie laufen und rennen, klettern, balancieren, springen, sie bewegen sich auf wechselndem Untergrund wie Steine, Moos, Zweige, Erde, etc.

Sprache und sprechen

Der Wald birgt für die Kinder viele überraschende Momente, die sprachlich begleitet werden. Beobachtungen werden geschildert und erzählt; Absprachen müssen getroffen werden; Erklärungen werden formuliert; die Kinder lernen Wörter kennen, die spezifisch das Leben im Wald beschreiben.

Wir beobachten, dass Kinder, die im Kindergarten zurückhaltend sind, sich gerade im Wald viel mehr äußern, sich sicherer fühlen, längere Gespräche führen, Standpunkte vertreten und im sprachlichen Bereich sehr aus sich herausgehen und ein freieres Verhalten zeigen.

Lebenspraktische Kompetenzen

Die Kinder verbringen vier Stunden im Wald. Sie lernen auf bestimmte Dinge zu verzichten, es gibt z.B. keine Spielsachen. Die Kinder sind sehr erfinderisch, sie bauen mit Ästen und Zweigen, sie klettern, sie schnitzen, spielen Verstecken im Wald, entspannen sich.

Wir frühstücken im Wald, warme Getränke werden in Thermosflaschen mitgenommen.

Die Kinder sitzen auf Sitzkissen für draussen.

Auch im Wald müssen sich vereinzelt Kinder umziehen, der Gang zum Waldklo unterscheidet sich sehr von den Gewohnheiten zuhause oder im Kindergarten.

Ethische und religiöse Fragen, Grunderfahrungen menschlicher Existenz

Die Wertschätzung, der Respekt und der schonende Umgang mit der Natur sind für uns sehr wichtig. Natur- und Umweltschutz sind wichtige Ansätze für die Tage im Wald.

Unsere Anwesenheit soll nicht zur Belastung der Tier – und Pflanzenwelt des Waldes werden.

Wir möchten bei den Kindern die Erkenntnis wecken, das sie eine Verantwortung haben für den Erhalt dieses Lebensraumes.